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PARWORLD (Société d’Investissement à Capital Variable)
Bericht des Verwaltungsrates
Hintergrund
Vor einem Jahr lag die vorübergehende Abschwächung des Sommers 2010 gerade hinter uns, und die Weltwirtschaft nahm wieder Fahrt auf.
In den USA startete die Fed ihre – von den Märkten durchaus begrüßte – zweite quantitative Lockerungsrunde (QE2). Doch der Aufschwung
sollte nur von kurzer Dauer sein: In den zurückliegenden sechs Monaten hat das weltweite Wirtschaftswachstum erneut an Schwung verloren.
Japan wurde im März von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht, infolge derer das Land in eine Rezession abrutschte, und
Probleme in der Lieferkette ließen die ganze Welt die Folgen dieser Naturereignisse spüren. Ebenfalls als wachstumshemmend erwiesen
sich der Höhenflug der Ölpreise infolge der Spannungen am Markt sowie der politischen Unruhen in Nordafrika und Nahost (bzw. des
Bürgerkriegs in Libyen) wie auch das schlechte Wetter in den Vereinigten Staaten. Die Fed beendete im Juni ihr Rückkaufprogramm für
Treasury-Anleihen, und die Staatsschuldenkrise in der Eurozone hat sich weiter zugespitzt. Die heutige Situation ist vor allem davon geprägt,
dass die Inflation langsam anzieht: Die Zentralbanken der Schwellenländer haben ihre Geldpolitik bereits deutlich gestrafft, während die EZB
die Zinsen einmal anhob und weitere Schritte ankündigte. Die Fed drehte bisher nicht an der Zinsschraube.
Vereinigte Staaten von Amerika
Nach dem rückläufigen Wachstum in der ersten Jahreshälfte setzte die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2010 zu einem Aufschwung an.
Sogar der Arbeitsmarkt erholte sich dank der steigenden Anzahl neu geschaffener Stellen sowie der raschen Abnahme der Arbeitslosenzahlen
gegen Ende des Jahres. Auf diese Aufwärtsentwicklung der US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2010 folgte 2011 abermals ein Rückgang,
und der private Verbrauch, der Immobilienmarkt sowie der Arbeitsmarkt gaben deutlich nach. Zunächst ging man von einer vorübergehenden
Entwicklung infolge des Höhenflugs der Ölpreise sowie der Lieferengpässe nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan aus. Doch
die Abkühlung hielt letztlich an und schürte wieder Ängste vor einer Rezession. Als die USA nach einem politischen Gerangel um die
Schuldenobergrenze des Landes zusätzlich die Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit hinnehmen mussten, sank das bereits geschwächte
Vertrauen noch weiter ab. Dies zeichnete sich besonders bei den Verbrauchern, im Baubereich sowie bei Kleinunternehmen ab, doch auch bei
den großen Unternehmen sieht es nur geringfügig besser aus. In der festgefahrenen politischen Situation könnte es zudem schwierig werden,
fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig hat die Geldpolitik nur beschränkten Einfluss, weil die Verbraucher ihre
Schulden zurückzahlen und die Liquidität der Unternehmen bereits knapp ist. Deshalb wird die US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen
bestenfalls langsam vorankommen.
Europa
Nach nur moderaten Zuwächsen im zweiten Halbjahr 2010, was teils durch das strenge Winterwetter im vierten Quartal 2010 bedingt war,
gewann die Konjunktur der Eurozone im ersten Quartal 2011 dank hoher Investitionsausgaben der Unternehmen deutlich an Schwung. Das
Konsumwachstum hingegen fiel eher zaghaft aus. Europas Zugpferd war weiterhin Deutschland mit seinen beeindruckenden Wachstumsraten,
doch auch andere Kernländer der Eurozone wie Frankreich, die Niederlande und Belgien bewiesen eine hohe Wirtschaftskraft. Italien und
Spanien legten leicht zu, während die portugiesische Wirtschaft schrumpfte. Griechenland überraschte Europa inmitten der Turbulenzen
mit einem Mini-Plus, das allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Ausreißer sein dürfte. Die Frühindikatoren für die Eurozone zeigen
auf jeden Fall nach unten – in einigen Fällen sogar sehr deutlich. Für die Kernländer des Euroraums indizieren sie weiterhin eine stärkere
Wirtschaftsleistung als für die Randländer. Dies verwundert insofern nicht, als sich die Peripherie in wesentlich größerem Umfang einer
Haushaltskonsolidierung verschrieben hat. Doch auch in den Kernländern lässt das Wachstum nach. Die Staatsschuldenkrise hält an, und
Griechenland, Irland und Portugal mussten bereits unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen. Im Juli unterzeichneten die Mitglieder
der Eurozone einen Vertrag, der ein neues Hilfsprogramm für Griechenland beinhaltet, die Stärkung des EFSF sowie mehr Flexibilität für
diesen Rettungsschirm und günstigere Kreditkonditionen für Griechenland, Irland und Portugal. Da auch eine Beteiligung des Privatsektors
vorgesehen war und das EFSF-Volumen zu klein erschien, ließen sich die Märkte indes nicht überzeugen. Die Risikoaufschläge spanischer
und italienischer Staatsanleihen weiteten sich entsprechend aus, sodass die EZB in Anbetracht des Drucks Staatsanleihen dieser Länder
aufkaufen musste.
Japan
Japans Wirtschaft schrumpfte bereits in Schlussquartal 2010 – bevor das Erdbeben und der Tsunami das Land heimsuchten. Im ersten und
zweiten Quartal 2011 war das BIP weiter rückläufig, und Japan befindet sich mithin in einer Rezession. Sowohl die Industrieproduktion als
auch die Ausgaben der privaten Haushalte brachen nach der Katastrophe ein, wobei ein Teil des verlorenen Bodens anschließend wieder
gut gemacht werden konnte. Die nach dem Tsunami zunächst a/jointfilesconvert/310996/bgesackten Frühindikatoren haben sich mittlerweile ebenfalls erholt. In den
letzten Monaten kam der Aufschwung jedoch zum Stillstand, da auch Japans Volkswirtschaft von der weltweiten Abkühlung erfasst wurde.
Kurzfristig wird der Wiederaufbau der Dörfer, Fabriken und Straßen die Wirtschaft stärken. Auf lange Sicht ist dies allerdings keineswegs
positiv, da der Staat einen großen Teil der Finanzierung schultern muss – und bereits jetzt mit enormen Schulden und Defiziten kämpft.
Schwellenländer
Die Zentralbanken der Schwellenländer waren in den zurückliegenden zwölf Monaten diejenigen, die der Inflation als erste den Kampf
ansagten. Das Wachstum der Region reichte nicht aus, um die jüngste weltweite Konjunkturabkühlung sowie die geldpolitischen Straffungen
auf nationaler Ebene zu kompensieren. Von einer restriktiven Geldpolitik kann jedoch in Anbetracht der niedrigen bzw. sogar negativen
realen Zinssätze in einigen Ländern noch nicht die Rede sein. Die Wirtschaftsleistung lässt zwar nach, bricht indes nicht ein. Und dennoch:
Die Frühindikatoren ergeben eine schwächere Dynamik als die Präsenzindikatoren. In China könnte die Gesamtinflation ihren Zenit erreicht
haben, da der Preisanstieg bei Lebensmitteln nachlassen dürfte. Die Teuerungsrate ohne Lebensmittel ist offenbar stabiler. Gleichzeitig kamen
Ängste vor einer möglichen Immobilienblase sowie mit Blick auf die hohe Verschuldung lokaler und regionaler Gebietskörperschaften auf.
Die Konjunkturverlangsamung sowie das nachlassende Kreditwachstum deuten jedoch auf ein Ende des geldpolitischen Straffungszyklus im
Reich der Mitte hin. Die brasilianische Notenbank hat die Zinsen in den zurückliegenden 14 Monaten zwar deutlich angehoben, doch das
starke Kreditwachstum lässt weiterhin eine Überhitzung der Volkswirtschaft befürchten. Deshalb überraschte es auch, als die Banco do Brasil
kürzlich als erste Zentralbank aus dem Kreis der Schwellenländer eine Zinssenkung ankündigte.
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